Grenzen setzen bei Kindern: So gelingt es Eltern und Erziehern ohne Drama

Grenzen setzen bei Kindern: So gelingt es Eltern und Erziehern ohne Drama

Grenzen setzen ist in der Erziehung seit jeher ein kontroverses Thema. In der heutigen Zeit gibt es zahlreiche Erziehungstrends, die darauf abzielen, Regeln und Grenzen auf ein Minimum zu reduzieren. Doch die ersten, die diese Grenzen nicht akzeptieren wollen, sind oft die Kinder selbst. Es gibt keinen besseren Weg, das „andere Gesicht“ eines Kindes zu sehen, als eine neue Grenze zu setzen, die das Kind vorher nicht kannte. Selbst das liebste Kind kann zu einem kleinen „Teufel“ werden, wenn es mit der Frustration konfrontiert wird, sich an eine zuvor nicht existierende Grenze halten zu müssen.

Warum fällt es Eltern schwer, Grenzen zu setzen?

Viele Eltern und Erzieher tun sich schwer damit, Grenzen zu setzen und diese konsequent durchzusetzen. Die Angst, mit einem wütenden Kind umgehen zu müssen, oder die Verzweiflung, die durch das Miterleben der kindlichen Frustration entsteht, führt dazu, dass viele dazu neigen, Grenzen zu minimieren. Doch aus Sicht führender Pädagogen und meiner eigenen Erfahrung als Neuropsychologe ist dies ein schwerwiegender Fehler.

Die Bedeutung von Grenzen für die Gehirnentwicklung

Grenzen sind für die Entwicklung des Gehirns essenziell. Es gibt einen Bereich im Gehirn, der ausschließlich darauf ausgerichtet ist, Grenzen zu setzen, diese durchzusetzen und dabei zu helfen, mit der Frustration umzugehen, die durch die Einhaltung dieser Grenzen entsteht. Dieser Bereich, bekannt als der präfrontale Kortex, ist maßgeblich daran beteiligt, dass Menschen in der Lage sind, ihre Wut zu regulieren, die Grenzen anderer zu respektieren und soziale Normen zu befolgen, um ihre Ziele zu erreichen. Ohne diese Fähigkeiten ist es schwierig, ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.


Grenzen in der frühen Kindheit: Ein Beispiel

Ein oft kontrovers diskutiertes Beispiel für das Setzen von Grenzen ist das Stillen oder Flaschenfüttern. Ab einem Alter von etwa drei bis vier Monaten ist ein Baby in der Lage, kurze Wartezeiten ruhig zu überstehen, bevor es gefüttert wird. Dies ermöglicht es der Mutter, das Füttern zu regulieren, ohne die Bedürfnisse des Kindes zu vernachlässigen. Wenn sie beispielsweise vorhat, Auto zu fahren, kann sie dem Baby vor der Fahrt Milch anbieten, um sicherzustellen, dass es während der Fahrt nicht hungrig wird. So lernt das Baby, in bestimmten Situationen etwas zu warten, was eine frühe Form der Grenzsetzung darstellt.

Grenzen als Schlüssel zum schulischen und sozialen Erfolg

In der Erziehung sind Grenzen fundamental für die Entwicklung eines Kindes. Die Fähigkeit, eigene Grenzen zu setzen und sich selbst zu kontrollieren, ist ein entscheidender Indikator für schulischen und sozialen Erfolg. Viele Lehrer bestätigen, dass Kinder heute mehr denn je Grenzen brauchen – oft sogar mehr als Zuneigung oder Liebe. Selbst weit verbreitete Probleme wie ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) sind häufig auf einen Mangel an Grenzen zurückzuführen.

Grenzen ohne Drama durchsetzen

Es ist wichtig, dass Eltern verstehen, wie essenziell es für das Gehirn eines Kindes ist, Grenzen zu erkennen, zu akzeptieren und zu respektieren. In den kommenden Abschnitten werden wir uns damit befassen, wie man diese Grenzen effektiv setzt und durchsetzt – und das ohne unnötiges Drama für Sie und Ihr Kind.

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